Wir leben noch! Nachdem die Berichterstattung hier durch zuviel Tageslicht und die horenden russischen Roaming-Gebühren gestört wurde, gibts eine kurze Zusammenfassung der letzten Tage.
Von den Lofoton haben wir uns auf den Weg zum Nordcap gemacht. Die Sonne ging mittlerweile gar nicht mehr unter, dafür vielen die Temperaturen in den unteren einstelligen Bereich. Die Challange am Nordkapp bestand aus einem Bild vor der Weltkugel. Mit dem Auto durften wir allerdings nur zwischen 1Uhr und 6Uhr in der Nacht vorfahren. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, haben wir eine Wanderung zum richtigen Nordkapp gemacht. 18km durch das norwegische Fjell über Schneefelder und angetautem Permafrost. Dafür wurden wir mit Sonne über der Beringsee belohnt und waren noch knapp 1,5km nördlicher als das Touri-Nordkapp.
Punkt 1 Uhr morgens waren wir wieder am Auto. Schnell was Essen, trockene Klamotten und ab Anstellen, um das Bild mit der ollen Kugel zu machen. Als das im Kasten war ging es nur ab nach Südost. Das Moto war: ‚Wir halten erst, wenn die Temperaturen zweistellig sind!‘
400km später hatten wir in Finnland Erfolg. Nach 3Tagen Nordmeerküste, Fjellnund Mondlandschaft haben wir uns auch über die Finnische Landschaft gefreut. Kiesige Böden, dadrüber hellgrüne Kiefernwälder und tausende Seen.
Hier haben erstmal den ganzen fehlenden Schlaf nachgeholt und versucht die Alkoholreserven zu dezimieren. Am nächsten Morgen wollten wir nach Russland und die Freimengen sind gering.
Da wir alle im Schengenraum groß geworden sind, kennt man Grenzkontrollen nur aus der früheren Kindheit aus dem Ungarnurlaub. Trotz vorhandenem Visa muss man noch eine handvoll Zettel ausfüllen und sein Auto verzollen, bevor dieses dann penibel untersucht wird. Das ganze Prozedere hat dann 3h gedauert. Später haben wir festgestellt, dass das schnell ist.
Willkommen in Russland: jetzt beginnt das richtige Abenteuer
Raus aus der Komfortzone, in der man mit jedem auf Englisch kommunizieren kann. Andere Sprache, andere Schriftzeichen, keiner kann im Norden Englisch und NIEMAND lächelt.
Auf dem Weg nach Murmansk waren wir zurück in der guten, alten Mondlandschaft. Kleine Mini-Bäume mit noch kleineren Blättern, sodass im Hochsommer ein Hauch von grün zu erahnen ist. Auf der Strecke nach Murmansk gab es nur ab und an kleine Siedlungen, dafür umso mehr Militäreinrichtungen.
Murmansk selbst ist ein extremer Kontrast zu Skandinavien, in den 50er Jahren mag es für Ostblock-Verhältnisse modern gewesen sein, seitdem wurde aber auch nix mehr saniert. Challange jedoch gemeistert: den ersten atombetriebenen Eisbrecher gefunden.
Ab jetzt ging es die E105 Richtung Süden. 3 Tage Russland mit dem Abschluss in Sankt Petersburg. Was man bei den Skandinaviern vermisst, haben die Russen: Leckeres Essen in jedweder Variation. Allein das wäre eine Reise wert. In Sankt Petersburg haben wir uns direkt neben der Heremitage in der Altstadt ein Hotel genehmigt. Duschen war nach den vielen Tagen auf der Strasse dringend notwendig.
Sankt Petersburg gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und nur Venedig hat weltweit soviel erhaltene Paläste, Palais und alte Bauwerke.
Am nächsten Tag war in Estland die zweite Rallye-Party. Wir dachten 160km bis zur Grenze und dann noch ein kleines Stückchen in Estland, wird ja entspannt. Da hat uns die russische Grenze aber leider dazwischen gespielt. Um 15.00Uhr waren wir an der Grenze. Um 21.00Uhr waren wir in Estland. Hungrig, durstig und etwas angenervt kamen wir auf der Party an, aber die Party hat uns für den Einreisestress entschädigt.
Estland an sich war bisher die größte Überraschung auf der Tour. Einen extremeren Kontrast zu Russland kann man sich nicht vorstellen. Extrem nette Leute und so sauber und aufgeräumt, dass es schon wieder seltsam wirkt. Egal welches Fleckchen grün, alles auf akutarate Golfplätzhöhe gemäht. Man sieht nirgendwo Müll und selbst eine Ruine sieht aus, wie geputzt und aufgeräumt.
Die Party fand in einer einzigartigen Location mitten im Wald statt. An einem Bach standen mehrere liebevoll gebaute hölzerne Saunen mit Innen- und Aussen-Jacuzzies. Es wurde quasi eine Sauna-Wellness-Party mit leckerem estnischem Essen.
Daher war heute der Aufbruch etwas verzögert. Bei 25’C und Sonnenschein ging es über kleine Landstraßen durch das Land. Leider hat und an der lettischen Grenze das Wetter im Stich gelassen. Bei Starkregen und Gewitter haben wir Riga angeschnitten und haben uns jetzt doch für schlafen entschieden. Die Küste ist hier extrem dicht besiedelt. Ein netter Local lässt uns aber hier auf seinem Grundstück im Walt 5min zur Ostsee stehen. Morgen gehts über die Kurische Näherung nach Kaliningrad -Russland hat uns wieder.
Knapp 6000km liegen hinter uns. Das Auto hält tapfer durch. Ein Lager im Vorderachsdifferential verabschiedet sich grad lautstark. Bis nach Hause muss es noch durchhalten.







